Broken. Wachstu(r)m
Simone Fezer
Preisträgerin des Kunstpreises des Lüneburgischen Landschaftsverbandes
26.11.2021 – 07.01.2022
Der Lüneburgische Landschaftsverband hat seinen Kunstpreis zum siebten Mal vergeben. Am 27. Mai 2021 kürte der Vorsitzende, der Uelzener Landrat Dr. Heiko Blume, im Historischen Museum Schloss Gifhorn die im Landkreis Uelzen beheimatete Glaskünstlerin Simone Fezer zur Gewinnerin des mit 5.000 Euro dotierten Preises. Die Kunstkommission begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Simone Fezers Arbeit bound to tilt überzeugt durch Eigenständigkeit im Künstlerischen, insbesondere durch das Zusammenspiel der Werkstoffe Plüsch-Holz-Glas und durch das ausgereifte Ineinandergreifen von Schwere, von ihr als Erdenschwere gemeint, und Leichtigkeit bzw. Durchlässigkeit und Verletztbarbeit in den Türmen der Glaskästen. Durchdrungen von Lichtreflexen, die ein Video hervorruft, erfüllt die Arbeit mehr als die tatsächlich beanspruchten Quadratmeter. Das Video erzählt im Loop die Geschichte des Bauens und Zusammenstürzens genau einer solchen Installation, ohne dass man sich dessen bewusst wird. Diese Vielschichtigkeit, die gleichwohl als Installation gebunden und geschlossen bleibt, überzeugt die Kommission.“ Foto: Simone Fezer, Fotos Ausstellung: Hans-Jürgen Wege
Simone Fezer präsentiert ihre Projekte und großformatigen Installationen national und international. Dabei pendelt sie zwischen dem süddeutschen Raum, wo sie an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart unterrichtet, und ihrem Wohn- und Werkstatt-Ort bei Lüneburg. Von 1996 bis 2006 studierte sie unter anderem an der Penland School of Arts and Crafts, NC, USA, und dem Chicago Art Institute, USA. Sie wurde mehrmals für den Bloom Award nominiert und gewann 2021 den Preis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes. Die Künstlerin ist Mitglied im BBK und der Gedok.
Broken Wachstum(r)m
In der Raummitte hängen große, fleischfarbene Glaskugeln von einem überdimensionalen, mit vergoldeten Rahmen verkleideten Tisch. Bei Berührung erzählen die Kugeln Geschichten zum Sinn des Lebens. Die in ihren fleischlichen Blasen von Lebensträumen und Sinnhaftigkeiten redenden Menschen sind umgeben von üppigem und ungezähmten pflanzlichen Wachstum. Mehrschichtig wuchern an den Wänden Videos sowie digitale und gedruckte Bilder von wildwachsenden Pflanzen in Glaskästen mit absehbarem Schicksal. Darüber rankt sich gesprayter Pflanzenwuchs, überlagert von öligen Tropfen. Mit dieser überbordenden Installation thematisiert die Künstlerin erneut die prekäre Balance unserer Existenz sowie die Ambivalenz unserer demonstrativen Naturverbundenheit.